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.berlin - kommen bald die Städte-Domains?


12.01.2006, .berlin - kommen bald die Städte-Domains?

Geht es nach dem Willen der dotBERLIN GmbH & Co. KG, ist das
Internet schon in naher Zukunft um ein Kürzel reicher: .berlin
soll die Spitze des Eisbergs bei der Einführung einer Vielzahl
neuer Städte-Domains wie etwa .nyc oder .london werden. Doch
das Konzept wirft Fragen auf.

Eine eigene Top Level Domain für eine Stadt gab und gibt es bis-
her nicht. Zwar wirbt die Endung .la dafür, das offizielle Kür-
zel der US-Metropole Los Angeles zu sein; ursprünglich ist sie
jedoch als Top Level Domain der Volksrepublik Laos eingeführt
worden. Gleiches gilt zum Beispiel auch für die rumänische Top
Level Domain .ro, die im oberbayerische Rosenheim als Städte-
Domain vermarktet wird. Und noch vor einigen Jahren wäre eine
Städte-Domain ohne jede Chance gewesen, offiziell im Root ein-
getragen zu werden. Aufwind verlieh diesen Plänen aber unter
anderem der von ICANN eingeschlagene Weg, zu Lasten neuer, frei
zugänglicher Domain-Kürzel TLDs einzuführen, die per se nur
einem eng begrenzten Personenkreis zur Verfügung stehen. Sie
gelten als vergleichsweise unproblematisch und wenig anfällig
gegen Domain-Grabbing und Cybersquatting. Geschickt in Szene
gesetzt von seinen Machern, gelang es .berlin sogar, zum Ge-
sprächsthema des letzten ICANN-Meetings in Vancouver zu werden
und sich weltweit in Medienberichten wiederzufinden. Selbst der
Star-Architekt Daniel Libeskind sowie der Verband der deutschen
Internetwirtschaft liessen sich zu euphorisch-positiven State-
ments hinreissen.

Doch bei Lichte betrachtet würde eine eigene Städte-Domain den
globalen Anspruch des Internets schnell ad absurdum führen. Wer
.nyc will, muss irgendwann auch .wanne-eickel erlauben, die an-
geblich schönste Stadt der Welt. Doch wer ausser Einwohnern und
Unternehmen aus Berlin und Umgebung soll ein Interesse an einer
Endung .berlin haben? Warum Zustimmung zu .london, aber ein
klares Nein zu .web oder .shop? In diesen ganz grundsätzlichen
Fragen hat es ICANN bisher versäumt, klare Regeln aufzustellen.
Und aus Fehlschlägen wie .coop (schon mal eine .coop-Domain be-
nutzt?) oder .museum kann man eigentlich nur den Schluss ziehen,
dass alleine offene TLDs bekannt und damit erfolgreich werden.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: derzeit gibt es
bei ICANN keine konkreten Pläne, dotBerlin oder ähnliche Städte-
Domains schon in naher Zukunft einzuführen. Doch auszuschliessen
ist es nicht; so gewinnt nach Auffassung von Jura-Professor
Michael Froomkin von der Universität Miami bei ICANN nicht immer
das beste Konzept für eine neuen TLD, sondern der mit den besten
Beziehungen zu den Entscheidungsträgern bei ICANN.

(Quelle: www.domain-recht.de)

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