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ICANN - USA geben Zepter nicht aus der Hand


14.07.2005, ICANN - USA geben Zepter nicht aus der Hand

Die US-Regierung wird die Aufsicht ueber das Domain Name System
(DNS) keinesfalls aus der Hand geben - auf diesen knappen Kern-
satz laesst sich ein Strategiepapier des US-Wirtschaftsministe-
riums zusammenfassen.

Ausloeser dieses fuer Aussenstehende etwas ueberraschenden - weil
doch fast als selbstverstaendlich akzeptierten - Bekenntnisses
ist ein seit langem hinter den Kulissen tobender Machtkampf zwi-
schen der UNO und ICANN um die Vorherrschaft ueber das Internet.
Vor dem derzeit laufenden ICANN-Meeting in Luxemburg und dem
"World Summit on the Information Society" (WSIS) im November in
Tunesien beziehen die USA damit eindeutig Stellung gegen Plaene,
die Aufgaben von ICANN beispielsweise auf die International Tele-
communication Union (ITU) zu uebertragen. Zur Begruendung fueh-
ren die USA vier Grundsaetze ins Feld. Zunaechst duerfe ange-
sichts der Bedeutung des Internets fuer die weltweite Wirtschaft
nichts getan werden, was die Sicherheit und Stabilitaet des DNS
gefaehrde, sprich: Haende weg von allen Aenderungen. Daher wolle
man die historische Rolle als Oberaufsicht ueber die so genann-
ten Root Zones, ausgeuebt ueber die dem US-Wirtschaftsministerium
untergeordnete Internet-Regierung ICANN, auch kuenftig beibehal-
ten. Dabei verkennt man nicht, dass auch die Staaten weltweit
ein Interesse an der Verwaltung ihrer Landesendung haben. Die
USA bekennen sich daher zur gemeinsamen Zusammenarbeit mit der
weltweiten Internet Community.

Nach fester Ueberzeugung der USA ist ICANN der geeignete techni-
sche Manager fuer das DNS. Ins Auge sticht, dass die USA die
technische Rolle stark betonen; nach Ansicht zahlreicher Kri-
tiker wie dem US-Professor Michael Froomkin hat ICANN laengst
in erster Linie eine politische Rolle inne. Zu guter Letzt soll
der Dialog ueber die Internet-Herrschaft moeglichst weitgefaech-
ert fortgefuehrt werden - nach dem Motto "Hunde die bellen, bei-
ssen nicht." Die Veroeffentlichung der Grundsaetze rief dann auch
erwartungsgemaess international gemischte Reaktionen hervor. Das
Council of European National Top Level Domain Registries (CENTR)
begruesste die klare Positionierung, forderte jedoch eine staer-
kere Dezentralisierung der Root Zone. Kritik kam unter anderem
aus Japan, Brasilien und vom schwedischen Domain-Experten Patrik
Faltstrom.

Ein Ende dieser Debatte ist nicht in Sicht, und unmittelbar
muss kein Domain-Inhaber um seine Adresse fuerchten. Doch wer
glaubt, Domains seien eine pure Selbstverstaendlichkeit, wird
hier eines Besseren belehrt.

(Quelle: www.domain-recht.de)

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